Es steht ein Haus in einem Dorf zwischen Bergen und Ländern,
zwischen Meeren und Himmeln.

Es steht da, Jahrzehnt um Jahrzehnt.

Hinter kleinen Fenstern unter niedriger Decke

vermag Lampenlicht den Raum nur dürftig aufzuhellen,

wo einst das Pendel die Schläge der Zeit ankündigte.


Draussen hört man, wie der Bach von den Felsen stürzt

wie sich die Bahn Zahn um Zahn den Berg hinauf schleppt.

Und wenn man durch die mit Seeduft getränkte Luft schaukelt,

den Wipfeln und Gipfeln entgegen,

hört man leicht das Meeresrauschen.


Das Pendel steht lange schon still.

Die Zeit zieht an den Fassaden vorbei.

Es steckt im Haus die Einsamkeit, die Welt auszuschliessen.


Das Problem mit den Flitterflatterfliederblüten: Sie flirren in der Luft und kaum nehmen sie Gestalt an, flattern sie auch schon davon.


»Glück malt man mit Punkten, Unglück mit Strichen«, sagte sie. »Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst, ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat. Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.«

Peter Stamm, Agnes



In Wogen, in Liebe in mir endet, kurz vor Sonnenaufgang, von Rauschen begleitet unser Abend, Verfliessender. Dann zeigst du mir den Morgen. Mein Tag hat begonnen. Ich atme. Die Nacht wird mir allein gehören.



An all die Leute, die mir ihre sogenannten gut gemeinten Ratschläge fürs Leben erteilen und glauben zu verstehen, obwohl sie nie zuhören.

Was wisst ihr schon...

Wisst ihr denn nicht, dass die Lebenden sterben, Tag um Tag; dass die Toten leben, und dies nicht im Sarg? Wisst ihr denn nicht, dass die Sprechenden stumm sind und einzig die Schweigenden singen? Lasst ihr Lied mich beschwingen!

Ihr glaubt, in der Durchsichtigkeit des Alltags zu sehen, doch die Farben des Lebens erreichen euch kaum. Ihr verlangt Pläne, denn meine Träume seien Schaum. Mir graut vor eurem Streben, und suche das Leben, das Schöne auf dieser Welt, für das ihr keinen Platz bereit hält.

Ihr kreiert Wörter, die ihr nicht versteht; verurteilt Taten, die ihr selbst begeht. Verzweifelt zählt ihr jeden Tag - ich folge lediglich meinem Herzschlag. Ihr baut euch Kerker aus Normen, und mir sagt ihr, ich sei nicht normal.

Wisst ihr was? Ich scheiss drauf, ihr kotzt mich nun mal an.



Sie sind die Begebenheiten, die sich ergeben, die Begegnungen, denen wir entgegentreten. Sie sind die Geschichten ohne Anfang und ohne Ende. Die sind ein Teil von – etwas ist.



Als ich am Tor stand, freute ich mich auf das Spiel und die Entdeckungen. Mir war nicht klar, wie dicht die Büsche den Weg säumten, wie hoch die Dornen sich türmten und dass der Weg viele Wege bedeutete. Aber wenn man am Tor steht, hat man keine Wahl, es geht zunächst nur vorwärts.

An den vielen Kreuzungen machte ich viele Begegnungen, doch niemand wusste, welcher Weg der richtige war. Wir gingen ein Stück zusammen, trennten uns wieder, gingen hin und wieder zurück. Aus dem Labyrinth der Wege und Kreuzungen wurde bald auch ein Labyrinth der Gefühle und Emotionen. Ich schrieb meine Wünsche in Sand, damit der Wind sie forttrage. Ich wob meine Träume zu einem Seidenband, das ich fortan meinen Schritten entlang auslegte.


Heute stehe ich wieder an der Weggabelung, an der du mir deine verlorenen Tränen schenktest. Das Glück war ungreifbar tief in mir. Durch den Tropfen in meinem Blick verteilt sich das Licht wie ein Farbfächer. Sie haben den Himmel in Regenbogenpapier gehüllt.



Manchmal nachts kommt er vorbei und entführt mich, nimmt mich mit zu Orten, die ich mit ihm schon entdeckt habe oder die er mich neu entdecken lässt. Strassen und Kurven, an die ich mich nicht erinnere und doch erkenne. Mir unbekannte Städte, in denen ich hinter jeder Ecke schon weiss, was mich erwartet, jedes Haus problemlos wiederfinde und nie den Weg zum Flussufer oder zum Strand verpasse. Ganze Wälder und Berge, durch und über die ich mit ihm reise und Geschichten erlebe, im Sommer wie im Winter. Immer neue Geschichten, an denen doch immer Bekanntes haftet, immer neue Welten, die ich unter anderen Himmeln schon mal bewandert habe. Er lässt mich Gesichtern begegnen, die keine sind und denen ich doch bekannte Personen zuzuordnen weiss. Er lässt mich Stimmen hören, die aus keinem Munde kommen, und doch weiss ich, wer mit mir spricht. Häufig begegne ich diesen Menschen nur noch mit ihm. Er ist auch der einzige, der mich meine Arme ausbreiten und fliegen lässt. Er nimmt mir die Angst, wenn ich über einem Abgrund schwebe, denn ich weiss, ich bin in seiner Begleitung und nichts kann mir passieren. Und oft, wenn mir eben dies bewusst wird, verlässt er mich und mit ihm der Schlaf.

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